Seite wählen

Zum Einstieg – Entlasten auf mehreren Ebenen

Der Beschluss zum Fasten sollte nicht zwischen Tür und Angel oder aus einer Laune heraus, gefasst werden. Er bedarf einer Einstimmung auf körperlicher wie gedanklicher Ebene.  Der Fastenprozess selbst gliedert sich in die Entlastungs-, Vollfasten- und Aufbauzeit, denn von 100 auf 0 ist weder sinnvoll noch leicht zu schaffen. 

Die Entlastungstage sind die Basis für eine angenehme Reinigungserfahrung. „Meine Praxis zeigt, dass es am besten ist, sich dafür eine Woche lang Zeit zu nehmen“, sagt Fastenleiterin Elisabeth Rabeder aus Bad Mühllacken.

Der Umstieg ins Fasten gelingt Körper wie auch Geist viel leichter und besser, wenn die Veränderung eine langsame ist. Jeden Tag in dieser Phase ein Genussmittel bzw. tierisches Lebensmittel weglassen. Optimal ist es auch, wenn man arbeitsmäßig etwas kürzer tritt und sich geistig auf das Entgiften einstellt. Dazu braucht es Disziplin und Planung. Nicht mehr ein, zwei Tage vor dem Fasten, die Zeit mit allerlei Terminen und Arbeit vollpflastern. Sich lieber ruhig auf die Zeit mit sich selbst vorbereiten. 

  • Tipps zur Einstimmung

    • Alles was Zuviel ist, reduzieren: Arbeit, Ärger, Stress, Termindruck, Sorgen, Einladungen, Hektik, Spannung in der Familie/mit dem Partner
    • Verdauungsorgane durch weniger und einfachere Nahrung entlasten
    • Sich von Genussmitteln und Abhängigkeiten wie dem Rauchen, Heißhunger auf Süßes, Alkohol etc. verabschieden, so gut es geht
    • Freuen Sie sich auf das was kommt und bewegen Sie sich viel an der frischen Luft

     

    Sich sanft umgewöhnen 

    • Zwischenmahlzeiten auslassen bzw. Nahrungspausen einhalten
    • langsam essen, gut kauen, bis der Bissen breiig ist
    • aufhören, wenn man satt ist, den Teller nicht immer leer essen
    • in den Nahrungspausen viel trinken (Wasser, Kräutertee)

     

    Was und wie soll man essen?

    • Viel gekochtes und gebratenes Gemüse (z.B. Wokgemüse)
    • Obst als Kompott oder Mus, aber auch roh (sofern man es verträgt, aber nicht nach 16.00 Uhr)
    • Reis, Kartoffeln, Polenta, Buchweizen, Hirse
    • Hochwertiges, unraffiniertes pflanzliches Öl (Olivenöl, Sonnenblumenöl, Rapsöl, Leinöl)
    • Langsam weniger tierisches Eiweiß essen (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier – langsam ausschleichen). Ausnahme: Butter und Obers zum Verfeinern/Abschmecken sowie Butterschmalz zum Anbraten von Gemüse
    • Bevorzugen Sie ein warmes Frühstück (z.B. Brei oder Gemüsereis)
    • Sparsam salzen, dafür mit Kräutern und Gewürzen experimentieren
    • Kein Kaffee, kein Alkohol, nichts Süßes

Fasten, heilsame Veränderung und spirituelle Tradition

Fasten ist das älteste und in der Natur am meisten verbreitete Heilmittel. Kranke Tiere tun instinktiv das Richtige: sie fressen tagelang nichts. Jeder von uns kennt Zeiten, egal ob man einen grippalen Infekt oder Schmerzen hat, zu denen uns das Essen nicht schmeckt, wir nur Ruhe haben wollen. Der Organismus reduziert die Nahrungsaufnahme, um alle Energie zur Überwindung der Krankheit einsetzen zu können. Denn der Verdauungsprozess verbraucht 35 Prozent der Energie des Körpers.

Daher ist das Fasten zur Behandlung von Krankheiten oder zur Gesundheitserhaltung in der Medizin bereits seit der Antike bekannt und geschätzt.

Die Fastenzeit hat auch eine jahrtausendalte spirituelle Tradition. Die Zeit der Enthaltsamkeit ist fest im Kalender der großen Weltreligionen, meist vor Feiertagen, verankert. Ziel ist, auf leibliche Genüsse zu verzichten, um Platz für spirituelle Erfahrungen zu schaffen. 

Verzicht nimmt nicht. Verzicht gibt.
Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen.“

Martin Heidegger

Der freiwillige, kurzzeitige Verzicht auf Nahrung gilt seit jeher als Königsweg zur inneren Reinigung und zu sich selbst.

Sehnsucht nach Auszeit und leichterem Lebensgefühl

Heute sind die Gründe für das Fasten vielseitig. Hatten Sie nicht auch schon einmal den Wunsch nach Rückzug und Einfachheit, weil Ihnen alles rundherum „zuviel“ geworden ist? In der Zeit, in der jeder allzeit online sein will oder muss, haben immer mehr Menschen Sehnsucht aus dem Alltag auszusteigen und alles abzustreifen, was beschwert und belastet. Es geht vielen Fastenden nicht nur darum, Schwimmreifen und Speckröllchen zu reduzieren, sie wollen Beschwerden los werden, sich innerlich reinigen, einiges im Kopf klären oder Energie für eine Veränderung, ja vielleicht für einen Neubeginn im Privaten oder Beruflichen sammeln.

Befreit von Sorgen und Kilos, dafür reicher an innerer Klarheit, Kraft, Genuss und mit einem leichteren Lebensgefühl beenden Fastende ihren Prozess des Verzichts. „Ich freue mich selbst immer wieder, wenn ich erlebe, mit welchem Strahlen im Gesicht die Fastenden unser Curhaus verlassen“, sagt Elisabeth Rabeder, Fasten- und Betriebsleiterin in Bad Mühllacken. 

Verschiedene Fastenwege führen zum Ziel

Je nach Lebensphase, Konstitution und Bedürfnis soll jeder seinen individuellen Weg der Reinigung, Entschlackung, Entgiftung und Entlastung des Verdauungstraktes wählen. Hier ein paar bekannte Arten des freiwilligen Verzichts vom Vollfasten bis zum Dinner Cancelling:

  • Fasten nach Dr. Otto Buchinger und Dr. Hellmut Lützner

Der deutsche Fastenarzt Dr. Otto Buchinger erklärte den Sinn des bewussten Verzichts auf feste Nahrung so: „Das Fasten ist eine Ausscheidungskur, eine Reinigungskur der gesamten Körpergewebe und Säfte. Es baut überalterte Zellen ab und regt die Neubildung von jugendlichen an. Das erklärt die regenerierende Wirkung des Fastens auf den Körper.“

Fastenweg: Zum Frühstück gibt es frisch zubereitete Obst- und Gemüsesäfte; zu Mittag und am Abend wird eine klare basische Gemüsebrühe oder basische Gemüsepüree-Suppe kredenzt.

 

  • Suppenfasten

Diese schonende Form des Fastens hat in vielen Kulturen Tradition.

Fastenweg: Lang gekochte Getreidesuppen aus glutenfreien Getreiden wie Hirse, Buchweizen und auch Reis. Zum Frühstück gibt es die Suppe mit einer Obstsorte der Saison und zu Mittag und am Abend mit je einer Sorte Gemüse. 

 

  • Fasten nach der Typenlehre der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM)

Die TEM kennt vier Archetypen von Menschen. Man unterscheidet Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker. Von Arzt oder Therapeuten wird mittels eines Fragebogens in der Anamnese der Typ und danach auch der individuelle Fastenplan samt unterstützenden Anwendungen, bestimmt.

Fastenweg: Fastensuppe je nach Archetyp aus Roggen, Hirse, Dinkel, Hafer oder Brot. Auch die Gewürze und Gemüsesuppeneinlage sowie Säfte oder Fruchtmus werden auf den jeweiligen Typ abgestimmt. Das Besondere dieser Fastenart ist, dass der Mensch gemäß seiner Konstitution und Anlage wieder in seine Balance und Mitte geführt wird.

 

  • Basenfasten 

Diese sanfte Form ist für alle geeignet, die nicht ganz auf feste Nahrung verzichten wollen. Hunger ist kein Thema und der kulinarische Genuss bleibt erhalten. Das Basenfasten wirkt einer Übersäuerung entgegen. 

Fastenalltag: Beinahe alle pflanzlichen Lebensmittel und hochwertigen Öle sind erlaubt. Man verzehrt sie in Form von Rohkost, Saft oder leichten, vielseitigen Gerichten. 

 

  • Detox Heilkost „Bauch gut“

Diese Spezialkost für ein empfindliches Verdauungssystem oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht ist eine Besonderheit des Curhauses in Bad Mühllacken.

Die entlastende, pflanzlich betonte und leicht bekömmliche Kost der „Bauch-gut-Woche“ regeneriert den Verdauungstrakt. Die Kur kann zu Hause noch drei Wochen weitergeführt werden. Die Gäste bekommen das nötige Know-how von unseren Therapeuten mit.

Bauch-gut-Weg: Glutenfreies Getreide, kaum Lebensmittel vom Tier, Gemüse, weitestgehender Verzicht auf Kuhmilch, Milchprodukte und tierisches Eiweiß. „Weich gekocht ist halb verdaut“ lautet der Leitsatz der Detox-Heilkost. Gemüse gekocht, gebacken, gebraten, gedünstet oder gedämpft, gut gewürzt und mit Butter oder hochwertigem Öl verfeinert, schmeckt herrlich und hält satt. Obst wird als Mus oder Kompott gegessen. Es gibt drei warme, einfache Mahlzeiten täglich.

 

  • Fasten nach Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen erkannte, dass jeder Mensch in seiner körperlichen Konstitution, seinem Charakter, seinen Stärken und Schwächen individuell verschieden ist. Darum gibt es auch kein allgemeingültiges Fastenrezept. Die naturkundige Äbtissin hat im Mittelalter verschiedene Arten des Fastens entwickelt: Das Dinkel-Obst-Gemüse-Fasten, die Dinkel-Reduktionskost, das Dinkel-Brot-Fasten und das strenge-Hildegard-Fasten mit Dinkelbrühe.

  • F-X. Mayr Fasten

Für den österreichischen Naturheilarzt Dr. Franz Xaver Mayr (1875-1965) war der Darm das Zentrum der biologischen Kraft und der Gesundheit des Menschen. Sein Sanierungsprogramm des Darms sah ein Stufenmodell vor, das als „Milch-Semmeldiät“ bis heute weitverbreitet und bekannt ist. Mittlerweile wurde diese Art des Fastens modifiziert: statt Milch wird zum Beispiel Kräutertee getrunken und zweimal am Tag ein altbackenes Dinkelweckerl statt der Semmel intensiv gekaut. Grundlage der Kur sind die Prinzipien: Schonung des Verdauungssystems, tägliche Säuberung des Verdauungstraktes und intensives Kauen. Eine milde Ableitungsdiät wird als Einstimmung bzw. zum Aufbauen genutzt.

 

  • Schalt- oder Entlastungstage nach Kneipp

Diese Tage sind bewährt und können ohne großen Aufwand jederzeit durchgeführt werden. Besonders nach Feiertagen mit üppigem Essen oder vorbeugend, um kurzzeitig den Verdauungstrakt zu entlasten, sind sie geschätzt. Der gesamte Organismus und die Verdauung werden mit einer einfachen „Schwerpunktkost“ entlastet. Welche Form man wählt ist Geschmackssache: Reistag, Kartoffeltag, Gemüsesuppentag oder im Sommer ein klassischer Obsttag. Eine empfohlene Menge der gewählten Kost wird über den Tag verteilt achtsam gegessen.

  • Intervallfasten – Dinner Cancelling

Bereits 16-stündige Esspausen heizen die Autophagie, so genannte „Zellreparaturmechanismen“, an. Der Japanische Wissenschaftler Yoshinori Ohsumi hat für diese Entdeckung 2016 den Medizin-Nobelpreis bekommen. Ob man zur Nahrungskarenz die klassische Form des „Dinner-Cancellings“ wählt oder man das Frühstück ausfallen lässt, ist eine Sache der persönlichen Vorliebe. 

Fasten als Neustart für den gesamten Organismus

Fasten bedeutet nicht nur – je nach Fastenart – nichts oder nur wenig zu essen, es heißt auch beruflichen wie familiären Stress und Verpflichtungen hinter sich zu lassen, und wenn möglich auch digital zu fasten. Zum Detox für Körper, Geist und Seele gehört es zum Beispiel das Handy, Tablet und Laptop (zeitweise) auszuschalten, sich lieber seiner Innen – statt der Außenwelt zu widmen, raus in die Natur zu gehen, sich zu bewegen, bei Massage, Musik, Wickel, Güssen, Meditation und Bädern zu entspannen, loszulassen und zu regenerieren. Die Teilnehmer unserer geführten Fastenwochen, aber auch alle individuellen Fastengäste erhalten von Arzt und Therapeuten ein auf ihre Bedürfnisse und Konstitution maßgeschneidertes Programm an Anwendungen, unterstützenden Heilkräutern, Tees etc. 

Fasten betrifft den ganzen Menschen,
jede einzelne seiner Körperzellen,
seine Seele und seinen Geist.
 

  Hellmut Lützner

Anti-Aging-Programm stärkt Selbstheilung und Immunkraft

Das Fasten kann als Neustart für den gesamten Organismus angesehen werden. Die Veränderungen im Stoffwechsel bewirken zum Beispiel:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Abbau des Übergewichts, Verbesserung von erhöhten Zucker- und Blutdruckwerten
  • Reduktion der Entzündungssäuren im Körper was sich zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht oder Schmerzen am Bewegungsapparat positiv auswirkt.
  • Verbesserung von Allergien, Autoimmunerkrankungen, chronischen Magen-Darm-Störungen
  • Verbesserung des Hautbildes
  • Anti-Aging-Programm
  • Steigerung der Leistungsfähigkeit

 

Fasten sensibilisiert die Geschmacksnerven und steigert somit den Genuss beim Essen. Außerdem gibt das Gefühl, „es geschafft zu haben“, enormen Selbstwert und Selbstbestätigung. Der Kopf ist klar, man ist innerlich ruhig und gefestigt. Kurzum: Nach einer Fastenwoche fühlen sich die meisten Menschen vital und voller Energie.  Das Abwerfen von Ballast schenkt Leichtigkeit auf allen Ebenen. 

„Der größte Fastennutzen wird aus ärztlicher Sicht dann erreicht, wenn anschließend an die Fastenwoche im Haus noch eine einmonatige Ernährungsumstellung eingehalten wird. Diese Ess-Schule mit glutenfreier Bauch-gut-Kost, zu der die Gäste Rezepte mit nach Haus bekommen, bewirkt oftmals eine anhaltende positive Veränderung der Essgewohnheiten verbunden mit dauerhafter Linderung oder Heilung diverser Beschwerden“, sagt die Allgemeinmedizinerin und Kneipp Kurärztin Margarethe Fließer aus Bad Mühllacken. Auch alle, die in Selbstanleitung zu Hause fasten, sollten versuchen basenüberschüssige Kost im Alltag beizubehalten.