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Dr. Martin Spinka, Allgemeinmediziner, Kneipparzt und Experte der Traditionellen Europäischen Medizin lebt seit drei Jahren das Prinzip des Intervallfastens.

Vor nun fast drei Jahren begann ich mit dem Autophagie-Fasten. Ich esse nur mehr an 8 Stunden am Tag (12.00-20.00 Uhr). An 16 Stunden esse ich nichts und nehme auch nur ungezuckerte Getränke wie etwa Wasser, Kräutertee oder schwarzen Kaffee zu mir. Mehr ist es nicht. Es ist eigentlich ganz leicht!

Warum ich mit dem Autophagie-Fasten begonnen habe? Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Mein Arbeitsalltag ist lange und intensiv. Mein Lebensstil und meine Lebensordnung begannen sich schon seit Längerem diesem Arbeitsalltag zu unterwerfen. Das bedeutete, dass ich immer mehr in den Modus kam, dass ich lebte um zu arbeiten und nicht arbeitete um zu leben. Alles was einem wichtig ist in so einer Phase, wird so mir nichts dir nichts auf die Seite geschoben und vernachlässigt. Mein Speiseplan begann immer einseitiger zu werden. Meine Bewegung war sozusagen auf „Null“ heruntergefahren. Mein Gewicht erreichte

historischen Höchststand – „…aber Sie sind doch nicht dick, Herr Doktor…“ bekam ich nicht nur einmal zu hören. Meine Lebensordnung war teilweise ein Chaos. All das schlägt sich natürlich auch auf die Psyche – man fühlt sich einfach nicht mehr wohl.

Da wurde ich durch den Nobelpreis für Medizin 2016, der an einen Japaner für seine Forschung rund um das Thema Autophagie vergeben wurde, erstmalig auf dieses Thema aufmerksam. Kurze Zeit später war ich dann auch noch im Kloster Pernegg bei einem Vortrag zur Autophagie von Prof. Frank Madeo aus Graz. Da hat mich die Begeisterung endgültig gepackt. Ich hatte ein untrügliches Bauchgefühl, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, meine Lebensordnung wieder in Ordnung zu bringen.

Aber was ist das eigentlich – diese Autophagie? Die Vorsilbe „Auto-“ bedeutet „selbst“, und „Phagie“ bedeutet eigentlich „fressen, verzehren“. Das ist die wörtliche Übersetzung, mit der die meisten von uns noch nicht viel anfangen können – mir ging’s anfangs genauso! Dieser Autophagie Prozess findet in jeder einzelnen Zelle statt – das ist noch wichtig zu erwähnen. Autophagie auf Zellebene war auch das „Forschungsgebiet“ des japanischen Forschers, der den Nobelpreis gewonnen hat.

Im Zusammenhang mit dem Autophagie-Fasten bzw. dem 16/8 Intervall-Fasten übersetzt man aber den Begriff Autophagie gerne mit „Selbst – Reinigung“. Das ist legitim, denn wenn eine Zelle sich so reinigt, indem sie alles innerhalb der Zelle, was kaputt, alt oder funktionslos geworden ist, frisst bzw. verzehrt, dann liegt das alte, kaputte und funktionslose Zeug nicht mehr in der Zelle herum und es ist wieder sauber, also gereinigt.

 

Autophagie bedeutet „Selbst – Reinigung“

Was verbindet den Nobelpreisträger und Japaner Yoshinori Ōsumi und Prof. Frank Madeo (beforschte das Thema der Autophagie auch schon länger mit seinem Team)? Ganz einfach: Prof. Madeo begann schon sehr bald zu erforschen, ob es nicht Nahrungsmittel (hier lag der Fokus zum Beispiel auf Spermidin) oder auch Verhaltensweisen gäbe, die diesen Autophagie Prozess in der Zelle fördern. Er kam zum Schluss, dass sich die Zelle besser reinigen kann, wenn wir regelmäßig, einem Rhythmus folgend, (vielleicht sogar einem natürlichen Rhythmus folgend = Biorhthymus!?) innerhalb von 24 Stunden für 16 Stunden fasten – also auf feste Nahrung und kalorienhaltige Getränke verzichten.  Dann tut sich die Zelle mit dieser Autophagie (=Reinigungsprozess) wesentlich leichter. Der eine hat es also „gefunden“, der andere hat sich gefragt: wie kann man es verbessern.

Mich hat das alles überzeugt, weil ich mir als Spezialist für Traditionelle Europäische Medizin sehr schnell mit einem Bild in meinem Kopf geholfen habe, das Ganze besser zu verstehen. Damit konnte ich es auch meinen PatientInnen leichter erklären. Und das was wir begreifen, setzen wir leichter um. Dieses Bild in meinem Kopf sah so aus: Früher nannte man die Räume bzw. die Zimmer eines Klosters „cella“. Daher kommt also der Name Zelle – eine eigenständige, für sich stehende Einheit.

Wenn wir nun daran denken, dass jedes Zimmer normalerweise eine bestimmte Aufgabe hat (Schlafzimmer, Leseraum, Arbeitszimmer, …), dann ist uns allen sonnenklar, dass ein Zimmer bzw. Raum seine Aufgabe am besten erfüllt, wenn er sauber, rein und in Ordnung ist.

Uns ist aber auch klar, dass wir das Schlafzimmer nicht aufräumen können, während wir schlafen, dass wir den Schreibtisch nicht aufräumen können, während wir darauf arbeiten können (entweder das eine oder das andere), etc.! Richtig: auch unsere Zelle tut sich leichter, aufzuräumen – den Autophagie Prozess ablaufen zu lassen – wenn sie nicht unmittelbar gebraucht wird. Das leuchtet uns ein.

Deshalb ist Autophagie-Fasten so eine wertvolle Bereicherung unseres Alltags. Natürlich hat sich das auch im Laufe unserer menschlichen Evolution so ergeben, weil wir darin sicher wesentlich mehr „Fastentage“ (meistens unfreiwillig!) durchleben mussten, als Tage, an denen sich unsere Tische bogen. Unser Organismus ist extrem lernfähig und macht so oft wie möglich „aus der Not eine Tugend“. Auch hier scheint es so gewesen zu sein und er sagte sich: „…bekomme ich nichts zu essen, dann nütze ich die Zeit wenigsten um reinen Tisch zu machen…“.

Seit fast drei Jahren bin ich nun in diesem Rhythmus. Er ist zu meinem Rhythmus –meinem Biorhythmus – geworden. Deshalb fällt es mir auch gar nicht schwer! Und es tut mir sehr gut!

 

Herzlichst

Ihr Dr. Martin Spinka